Abenteuer im Westen Mythodeas

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„Vorin, wir danken dir ...“

Angus war im dunklen Sand der Küste auf die Knie gesunken, hatte ein dunkelblaues Tuch ausgebreitet und darauf eine dicke Stumpenkerze entzündet. Die Flamme flackerte. „... wir danken dir, Herr, dass du uns sicher an Land gebracht hast und ...“

Ein Windstoß löschte die Kerzenflamme. Angus’ Augen hoben sich beunruhigt zum Himmel, wo trotz der Mittagszeit kalte, graue Wolken dahin zogen. Er blickte Uldey an und wusste, dass der Ordenskrieger das gleiche, ungute Gefühl hatte.

„So lasst uns denn weiterziehen“, meinte Mala mit einem Seufzer und raffte ihre Röcke.

„Hey, Mala.“ Falk hielt einen flachen Kiesel in der Hand. „Schau mal!“ Er warf ihn über die flach anbrandenden Wellen und der Stein hüpfte mehrfach über die Wasseroberfläche, ehe er versank. Ein breites Grinsen stand auf Falks Gesicht.

Mala verdrehte die Augen. „Nehme er sich zusammen! ... Und nein, Falk. Das hat nichts mit Magie zu tun! Du bist in deinen Studien kein bisschen vorangekommen!“

Mijaléjin, die etwas abseits stand, lächelte. „Lasst gehen“, sagte sie ruhig. „ Wir wollen sehen, ob es in der Nähe eine Siedlung gibt.“

Sie fanden keine Siedlung. Meilenweit nur Wiesen und Wälder. Als sich der Nachmittag in Abend wandelte, blieb Mijaléjin plötzlich stehen und lauschte.

„Stimmen“, sagte sie. „Mein Ohr vernimmt Stimmen.“

„Was sind das für Stimmen?“ Uldveys Hand senkte sich auf das Schwert, das in seinem Gürtel steckte.

Mijaléjin schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht sagen.“ Sie legte den Kopf schief, als ob sie erneut lauschte. „Vielleicht ein Lager ...“

Angus’ Miene erhellte sich. „Dann lasst uns schnell in diese Richtung gehen.“

Die Elbenkriegerin hatte sich nicht getäuscht. Kurz darauf erreichten sie eine Waldlichtung, auf der um einen großen Feuerplatz etwas mehr als ein halbes Dutzend weißer Zelte gruppiert war. Am Ende der Lichtung gab es eine größere Behausung, vor der vermummte, weißgewandete Wachen postiert waren.

Die Stimmung im Lager war heiter. Keiner schien sich an uns Neuankömmlingen zu stören, und so suchten wir uns einen Platz, um ebenfalls unser Zelt aufzuschlagen. Wenig später – die Dämmerung war schon über die Baumwipfel gezogen – hatten wir ein Feuer entzündet. Wir besprachen uns gerade wegen des Abendmahls, als Bewegung ins Lager kam. Es bildete sich zwischen der großen rußigen Feuerstelle und dem bewachten Zelt am Ende der Lichtung eine Menschentraube. Zum ersten Mal sahen wir, in welchen zusammengewürfelten Haufen wir geraten waren. Angezogen von Neugier und dem bunten Durcheinander der lärmenden Stimmen gingen wir näher. Unter den Versammelten stachen uns zwei Parteien besonders ins Auge. Das eine war eine Gruppe lachender, trinkender Seeleute und das andere war ein Krieger. Er überragte die anderen um ein Vielfaches. Seine Kleidung – ein geflicktes Kettenhemd und dunkle Felle – ebenso wie seine Haltung ließen keinen Zweifel, dass er schon viele Schlachten geschlagen hatte. Ein grimmiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Noch ahnten wir es nicht, aber unsere Wege würden sich später noch mehrfach kreuzen.

Inmitten der Menschenmenge hatte sich ein freier Platz gebildet. Dort stand, flankiert von jenen vermummten, weiß gewandeten Kriegern eine zierliche Frau.

„Haltet nun ein!“ erhob einer der Krieger schroff seine Stimme und das Gerede verebbte. „Die Nyame des Westens wird nun zu euch sprechen.“

Voll gespannter Erwartung waren die Blicke auf die, in grün-grauen Brokat gewandete Frau gerichtet. Nur ein Flaschenklirren, Hicksen und anschließendes Kichern aus Richtung der Seeleute war zu hören, als sie mit sanfter Stimme sprach: „Ich bin froh, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid. Der Westen Mythodeas – wir alle –schweben in großer Gefahr, denn ...“

Mit einem Mal erschütterte ein tiefes Grollen die Erde. Keiner der Anwesenden konnte sich auf den Beinen halten. Während einige versuchten, dem Beben standzuhalten, waren andere schon zu Boden gegangen. Letztendlich senkte sich schwarze Nacht über alle.

Als sie wieder erwachten und sich benommen aufrichteten, erklangen erschreckte Stimmen aus ihrer Mitte. Die Nyame des Westens war als Einzige nicht wieder erwacht. Der Schrecken hatte begonnen.

Noch wussten wir nichts von diesem Schrecken – genauso wenig wie wir etwas über dieses Land wussten oder welche Bedeutung der Schlaf der Nyame hatte. Zunächst einmal waren wir nur froh, dass wir nach dem Beben wieder heil auf den Beinen waren. Und da unser Lagerfeuer noch brannte, gingen wir zurück zu unserem Zelt, und setzten unser Abendessen fort.

Kaum war das Abendmahl beendet und damit die passende Zeit für Bier und Gesang gekommen, als aus der Richtung, aus der die Gefährten zuvor ins Lager gekommen waren, ein monoton hämmerndes Geräusch ertönte.

„Schwerter, die im Takt auf Schilde geschlagen werden“, flüsterte Angus.

Kurz darauf waren entfernte Rufe und Schreie zu hören.

Ein unangenehmes Gefühl bemächtigte sich der Gefährten. Noch konnten sie nicht wissen, dass dies die Vorboten eines erbitterten Kampfes waren. Bisher hatte keiner von ihnen – nicht einmal der Ordenskrieger Uldvey – eine Schlacht geschlagen. Denn das Varenland war seit der Zeit der Dunklen Fluten befriedet und geeint, die Mittelländer lebten in Frieden und Wohlstand und die Windelben blieben ohnehin seit Jahrhunderten unter sich.

Umso erschreckender war die Erkenntnis, als die Gefährten feststellten, dass sich die Front des Kampfes weiter hin zum Lager verschob – und dass ihr Zelt – am Lagerrand gelegen – nicht gerade die günstigste Position einnahm. Wieder erklang jenes hämmernde Geräusch; eindringlich, beängstigend und verstärkt durch einen grollenden Schlachtruf.

„Rakk, rakk, rakk ...“, intonierten die Angreifer als sie im Gleichschritt ins Lager marschierten. Es blieb nicht viel Zeit Pläne zu schmieden. Die Gefährten suchten ihr Heil in panischer Flucht. Da die Dämmerung zwischenzeitlich heraufgezogen war, schien ihnen der Wald mit seinen Schatten den besten Schutz zu bieten.

Die Angreifer marschierten stampfend vorüber. Jeder von ihnen trug eine schwere Rüstung oder zumindest ein Kettenhemd. Schilde schirmten sie nach allen Seiten ab.

„Für den Tuhl-Sharuhn!“ brüllte einer aus ihrer Mitte.

Die ganze Kompanie antwortete: „Wir sind das Auge!“

Und jener eine gab zurück: „Er ist der Sturm!“

„Rakk, rakk, rakk“, schrien sie und hämmerten im Takt mit den Klingen auf ihre Schilde. Das also war jenes trommelnde Geräusch, das die Gefährten zuvor schon vernommen hatten. Ihnen grauste. Sie wollten sich noch tiefer in den Wald zurückziehen, wagten jedoch nicht, sich zu rühren – aus Furcht, diese in schwarz und blau und Stahl gehüllte Garde könne auf sie aufmerksam werden.

Und als wäre dies noch nicht schlimm genug, ertönte plötzlich ein lang anhaltender, markerschütternder Schrei, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„Was ist das?“ flüsterte Tiniri.

Mijaléjin spähte hinter dem Baum hervor, hinter dem sie Schutz gesucht hatte. Mit einem Kopfnicken deutete sie in Richtung der Lichtung. „Sieh dort!“

Zwischen den Zelten wandelte eine geisterhafte Gestalt mit wehenden weißen Haaren und Kleidern. Wollte sich ihr jemand in den Weg stellen, stieß sie einen hohen schrillen Schrei aus, der alle Gegner in panischer Angst in die Flucht trieb.

„Was ist das?“ wiederholte Tiniri mit schreckensgeweiteten Augen.

Mijaléjin war nicht weniger von Furcht ergriffen. „Ich weiß es nicht“, flüsterte sie.

Nach einiger Zeit wurde es wieder ruhiger im Lager. Offenbar hatten andere die Formation der Angreifer zerschlagen – oder immerhin soweit zurückgedrängt, dass es nur noch hin und wieder kleinere Scharmützel gab. Wir kehrten an unsere Feuerstelle zurück und waren uns einig, dass uns diese Ereignisse gar nicht gefielen. Also beschlossen wir, uns ein wenig umzusehen. Während Angus das Zelt der Nyame mit einer Schutzbarriere zum Wald hin ausstattete und danach mit Malacenta zusammen im Bibliothekszelt in Schriften las, erkundeten die anderen die Umgebung und entdeckten einen Altar. Dort waren jedoch schon andere am Werk, und so zogen wir uns wieder ins Lager zurück.

Tiniri hatte sich bereits zur Ruhe begeben, als die Gefährten, die noch um das knisternde Feuer saßen, eine hagere Gestalt bemerkten, die aus dem Schatten des Waldes auf die Lichtung trat. Die Gestalt schaute sich um, schien kurz ihr Ziel zu erwägen, wandte sich dann in entgegengesetzter Richtung ab.

„Ich gehe auch schlafen“, sagte Mijaléjin kurz darauf. „Die Nacht scheint nun ruhig zu sein.“

Die Elbenkriegerin war kaum im Zelt verschwunden, als sich Besuch am Feuer der Varen einstellte. Es war ein gerüsteter Mann mit lockigem Haar und einem Lächeln auf dem Gesicht. Sein Wappenrock zeigte das Bildnis eines geflügelten Löwen. Er stellte sich als Leomir Greifenkind vor, war freundlich und schien eine Menge über das Land zu wissen, an dessen Ufer sie unfreiwillig gestrandet waren.

„Und diese weiße Gestalt ... mit dem schrillen Schrei ...“, wollte Angus wissen.

Leomir lächelte. „... ist eine Viinshar.“ Und dann fügte er noch hinzu: „Ich ... habe ein besonderes Verhältnis zu ihr ...“

Mijaléjin lag ausgestreckt auf ihrem Lager im Zelt. Sie lauschte den Worten des Besuchers und konnte keinen Schlaf finden. Als es draußen wieder still geworden, und der Fremde wohl gegangen war, erhob sie sich und gesellte sich wieder zu den Gefährten.

„Es ist wohl doch noch nicht an der Zeit zu schlafen“, lächelte sie.

Tatsächlich sollte die Elbenkriegerin Recht behalten, denn schon kurz darauf, erschien ein weiterer Gast an ihrem Lagerfeuer. Es war die hagere Gestalt, die sie vorher aus dem Wald hatten kommen sehen. Wie sich nun herausstellte, war es ein Einsiedler – angetan mit einem Strohhut, gehüllt in eine einfache Robe und barfuß.

Auch ihn befragten die Gefährten zu den Geschehnissen des Abends und zu dem Land, in dem sie sich befanden. Der Einsiedler sprach von den Elementen, die hier an Stelle von Göttern regierten. Aber warum die Nyame nicht wieder aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war, wusste er nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Aber seiner Vermutung nach hing alles mit den Verfemten zusammen.

„Die Verfehmten?“ wollte Malacenta wissen.

„Sie sind die Gegenstücke zu den fünf Elementen“, erklärte der Einsiedler. „Terra, Aqua, Aeris, Ignis und Magica. Sie alle haben hier in den Wäldern versteckte Schreine.“

„Wisst Ihr, wo diese Schreine sind?“ wollte Angus unmittelbar wissen.

Der Einsiedler nickte.

„Könnt Ihr uns hinbringen?“

Wieder ein Nicken.

Uldvey griff nach seinen Waffen. Die Nacht war dunkel und Gefahr lag in der Luft.

Die Gefährten machten sich, geführt von jenem ärmlichen Einsiedler, auf in den Wald.

Als sie schon eine Weile gegangen waren und sie bis auf das karge Licht ihrer Laterne tiefe Dunkelheit umfing, flüsterte Uldvey alarmiert: „Wo ist Mia?!“

Die Gefährten wussten es nicht. Kurz darauf kam ein Flüstern aus der Dunkelheit: „Hier bin ich. Macht euch keine Sorgen. Ich bin ganz in eurer Nähe.“

Geräusche klangen durch den nächtlichen Wald, und alle hielten gespannt den Atem an.

„Wir sollten umkehren“, flüsterte Angus.

Worte der Zustimmung machten die Runde.

„Es ist viel zu dunkel“, sagte Mijaléjin, die mittlerweile in den Kreis der Gefährten getreten war, „selbst für meine Elbenaugen.“

Also kehrten wir unverrichteter Dinge ins Lager zurück. Der Einsiedler versprach, am nächsten Tag wiederzukommen und riet uns, nun auch zur Ruhe zu gehen.

Bis in die Morgenstunden blieb es ruhig. Dann aber hallte wieder jenes dröhnende, Furcht einflößende „Rakk, rakk, rakk“ durchs Lager. Mijaléjin schreckte mit dem ersten Ruf aus dem Schlaf. Gespannt kauerte sie – wie sie hoffte unsichtbar – hinter der Fensterluke des Zeltes und späte nach draußen. Ihre Gefährten schienen fest zu schlafen, und so wartete sie ab. Die Kampfgeräusche ebbten schließlich ab – offensichtlich hatten es die Angreifer – Schwarzes Eis, wie Leomir Greifenkind sie am Vorabend genannt hatte – nicht bis ins Lager geschafft.

Nach dem Frühstück sollte sich jedoch herausstellen, dass die wenigen, die bereits auf den Beinen gewesen waren, und die sich bar jeglicher Unterstützung aus dem Lager gegen den Angriff des Feindes gestellt hatten, stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren und dementsprechend ziemlich verärgert waren.

„Wir müssen diese Schreine der Elemente suchen“, sagte Angus mit Nachdruck und erhob sich von seiner Gebetsdecke. An Uldvey gewandt fügte er hinzu: „Irgendetwas ist hier eigenartig. Seitdem wir an Land gegangen sind, kann ich keine Verbindung mehr zu Vorin herstellen!“

Sie folgten dem Weg, den sie nachts zuvor zusammen mit dem Einsiedler gegangen waren. Nun, da es Tag und hell war, war es ihnen unbegreiflich, wie sie sich in der Nacht zuvor hatten so erschrecken und sogar zum Umkehren bewegen lassen können.

Gerade hatten sie die betreffende Stelle erreicht, als sie ein Fremder erreichte. „Wir brauchen Männer!“ keuchte er. „Männer, die Feuer in sich haben!“

Uldvey trat einen Schritt auf den Boten zu. „Wofür? Was ist passiert?“

Der Bote zuckte die Schultern und zeigte den Hang hinauf in die Richtung, aus der er gekommen war. „Da oben ist der Schrein von Ignis ... und der Feuerelementar dort verlangt nach Männern mit Feuer.“ Mit diesen Worten ließ er die Gefährten stehen und rannte weiter in Richtung des Lagers.

„Dann lasst uns gehen!“ forderte Uldvey auf. Und wie zur Rechtfertigung seiner Worte fügte er hinzu: „Wir haben Feuer!“

Mijaléjin nickte. „Ich komme mit“, sagte sie und ignorierte geflissentlich, dass der Bote von MÄNNERN gesprochen hatte.

Angus schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nichts für mich.“ Tiniri und Malacenta pflichteten ihm bei.

Uldvey zuckte enttäuscht die Schultern. „Dann werde ich auch nicht gehen. Ich habe schließlich gelobt, dass ich dich nicht allein lassen werde, Angus“, sagte er.

Der Vorinspriester hob beschwichtigend die Hand. „Lass nur. Ich begebe mich ja nicht in Gefahr. Also kannst du getrost zum Feuerschrein gehen.“

Uldvey zögerte.

„Wirklich.“ Angus grinste seinen langjährigen Freund an. „Ich kann auch hin und wieder auf mich selbst aufpassen.“

„Ich weiß nicht“, murmelte Uldvey, „... und ich kann noch nicht einmal Vorin darum bitten, auf dich Acht zu geben – er scheint ... sich für die Geschicke dieses Landes ja nicht zu interessieren ...“

„Lass uns gehen, Uldvey“, drängte Mijaléjin. „Angus weiß schon was er tut – und er bleibt ja auch nicht allein zurück.“

Und damit ließ sich der Ordenskrieger überzeugen. Gemeinsam machte er sich mit Mijaléjin auf den Weg zum Ignis-Schrein.

Als sie den Hügel hinaufgegangen waren und aus dem Wald heraustraten, lag ein abgeerntetes Maisfeld vor ihnen. Dort erhob sich inmitten der Ackerfurchen ein steinerner Altar. Einige Leute – unter ihnen die Seemänner mit ihren Frauen – hatten sich um eine rot flammende Gestalt geschart – den Feuerelementar, von dem der Bote gesprochen hatte.

Herausfordernd begrüßte dieser Uldvey und Mijaléjin. „Habt ihr Feuer in euch?“ wollte er wissen.

Die Elbenkriegerin hob das Kinn. „Ja!“

„Und du?“ Der Feuerelementar züngelte um Uldvey herum. „Wie sieht es mit dir aus? Hast du Feuer?“

„Ich bin ein Streiter Vorins“, sagte Uldvey als sei dies Antwort genug. „Und doch ...“ Der Ordenskrieger zögerte einen Moment, „fürchte ich um Angus, den Priester, den zu schützen ich gelobt habe.“

„Pah!“ Der Feuerelementar loderte zynisch auf. „Du FÜRCHTEST dich? Dann hast du kein Feuer!“

Mijaléjin trat einen Schritt auf das Feuerwesen zu. „Uldvey würde sein Leben geben, um Angus zu schützen“, sagte sie zornig. „Das IST Feuer!“

Der Elementar gab ein beleidigtes Zischen von sich. „Dann geht zu den anderen dort.“

Als Uldvey und Mijaléjin näher kamen, sahen sie, dass auch der große finstere Krieger, der ihnen schon vor der Ansprache der Nyame aufgefallen war, unter den Anwesenden war. Diesmal hatten sie ihn nicht sofort bemerkt, da er etwas abseits der Wartenden am Boden kniete. Er schien zu beten.

„Was geht hier vor sich?“ wollte Uldvey von den Seeleuten wissen, die feixend eine Rumflasche herumreichten. „Einer muss durchs Feuer gehen“, kam die Antwort.

„Und“, fügte eine der Seemannsbräute hicksend hinzu, „es wurde auch schon jemand bestimmt.“ Dabei deutete sie auf den knienden Krieger.

„Aber er kann dabei sterben!“ erklärte eine der jüngeren Frauen.

In diesem Moment kamen weitere Leute aus dem Wald. Der Feuerelementar schickte sofort all jene fort, die seiner Meinung nach ohne Feuer waren. Dann rief er laut: „Einer von euch wurde auserwählt!“ Er deutete auf den knienden Krieger, der sich nun erhob. „Tritt vor, Tryck und sage mir: Bist du bereit durch die Flamme Ignis zu gehen und dann im Kampf gegen mich anzutreten?“

Die Tragweite seiner Antwort stand dem Krieger ins Gesicht geschrieben. Schon die ganze Zeit hatte er am Boden kniend mit sich gerungen. Als Söldner war es nicht seine Art, Dinge der Ehre wegen zu tun – aber genau das wurde nun von ihm verlangt. Sein Leben stand auf dem Spiel und selbiges war ihm nur allzu wertvoll – und viel mehr als sein Leben besaß er auch nicht.

Tryck ging forschen Schrittes auf den Feuerelementar zu und baute sich breitbeinig vor ihm auf. „Ich bin bereit“, sagte er mit finsterer Miene.

Der Elementar grinste verächtlich. „So sei es.“ Und an eine rot gewandete Priesterin gewandt züngelte er: „So entzündet denn die heilige Flamme!“

Kurze Zeit später loderte ein großes, blau leuchtendes Feuer vor dem Schrein.

„Du musst nun durch die heilige Flamme springen“, sagte der Feuerelementar zu Tryck. „Und ihr“, und dabei deutete er mit einer flammenden Armbewegung auf die Umstehenden, „solltet ihn dabei ... anfeuern.“ Ein Grinsen huschte angesichts dieses Wortspiels über sein Gesicht.

Und dann erklang aus höheren Sphären ein Lied, in das zuerst die rot gewandete Ignis-Priesterin und dann – auf Geheiß des Feuerelementars – alle anderen einstimmten: „Ignis aeterna, ewiges Licht! Ignis aeterna, wir lieben dich!” Immer wieder erklang es, steigerte sich zur Rezitation.

Und dann sprang Tryck.

Doch der Feuerelemtar hatte nur ein hämisches Lachen für die Bemühungen der Anwesenden übrig. „Ihr wollt Feuer haben?“ höhnte er und zeigt auf die Umstehenden. „Ich will nur die, die WIRKLICH Feuer haben!“

Eine Gruppe von Kriegern trat vor. Der Feuerelementar nickte. Mijaléjin warf Uldvey einen Blick zu, der den Ordenskrieger ermutigte, an seiner Entscheidung festzuhalten. Der Elementar akzeptierte sie beide.

Dann hob einer der Seeleute schwankend die Hand. „Wir ...“, er deutete auf sich und seine Gefährten, „... haben auch Feuer ...“ Er hickste. „... weil hier“, und dabei hob er die Rumflasche, die zwischenzeitlich schon halb leer war, „... weil hier Feuer drin ist!“

Seine Kumpane johlten angesichts des trefflichen Vergleichs. Doch der Elementar verzog nur angewidert das lodernde Gesicht. „Das ist kein wahres Feuer. Ihr müsst gehen!“ sagte er und ließ keine Einwände zu.

Also zogen die Seeleute – sich gegenseitig zuprostend – von Dannen und der Gesang begann von neuem: „Ignis aeterna, ewiges Licht! Ignis aeterna, wir lieben dich!” – bestimmter diesmal, fordernder.

Und Tryck sprang noch einmal. Als er hinter den blauen Flammen auf dem Boden aufkam, erklang das klirrende Geräusch eines Schwertes, das aus seiner Hülle gezogen wird.

„Brüllt nun!“ schrie der Feuerelementar, die blanke Klinge in der Hand, „brüllt und zeigt euer Feuer – denn ohne eure Hilfe kann dieser Krieger keinen Sieg über mich erringen!“

Und damit stürmte er auf Tryck zu, der nun ebenfalls seine Klinge gezogen hatte.

Es entbrannte ein erbitterter Kampf. Während die umstehenden Krieger aus vollem Halse schrieen, stimmte Mijaléjin ein elbisches Flehlied an. Uldvey hielt seine beiden Schwerter über dem Kopf gekreuzt. Beseelt von der Flamme Ignis betete er inständig zu Vorin um Mut und Schutz für Tryck.

Der Kampf schien endlos anzudauern. Doch keiner der Umstehenden wagte es, in der Intensität seiner Rufe und Gebete nachzulassen, aus Angst er könne damit das Ergebnis des Kampfes nachteilig beeinflussen. Und dann endlich war der Feuerelementar besiegt.

Doch in die Jubelschreie der Anwesenden mischte sich plötzlich rhythmisches Hämmern.

„Schwerter, die auf Schilde schlagen“, flüsterte Mijaléjin.

Aus dem Schatten des Waldes kamen gerüstete, schwarz-blaue Gestalten auf sie zu.

„Sie wollen den Kristall“, kreischte die Ignis-Priesterin und zeigte auf den faustgroßen Edelstein, den Tryck vom besiegten Feuerelementar erhalten hatte.

Es blieb nicht viel Zeit zu überlegen. Tryck drückte der überraschten Ignis-Priesterin den Kristall in die Hand und stürmte mit erhobenem Schwert den Angreifern entgegen. Auch Uldvey, Mijaléjin und die anderen waren erfüllt von der Ignis-Flamme und stürzten Tryck nach, den Angreifern entgegen.

„Ich fürchte um Angus’ Wohl“, keuchte Uldvey und hielt sich eine Schnittwunde am Arm.

Der Acker um den Feuerschrein war zum Schlachtfeld geworden. Die Angreifer waren geschlagen. Doch überall lagen Verwundete, leise wimmernd oder schreiend vor Schmerz.

„Ich bin nicht verletzt“, sagte Mijaléjin. „Und wenn du nicht dringend die Hilfe eines Heilers brauchst, Uldvey, dann lass uns schnell aufbrechen und nach Angus und den anderen suchen.“

Angus, Malacenta, Tiniri und Falk hatten noch eine Weile an der Stelle gestanden, an der Ulvey und Mijaléjin sich von ihnen getrennt hatten.

„Lasst uns ins Lager zurückkehren“, schlug Angus schließlich vor. „Vielleicht treffen wir den Einsiedler von gestern Abend wieder.“

„Ja“, pflichtete Malacenta bei. „Er könnte uns jetzt bei Tageslicht zu den Schreinen führen.“

Sie wandten sich zum Gehen und entdeckten genau in diesem Moment eine Gruppe, die – geführt von besagtem Einsiedler – in einiger Entfernung durch den Wald zog.

„Wir waren wohl nicht die einzigen, die diese Idee hatten“, grinste Falk.

„Kommt!“ sagte Angus schnell. „Wir schließen uns ihnen an.“

Der Einsiedler führte sie zielstrebig durch den Wald, an einem steilen Abhang entlang. Der Weg mündete auf einem kleinen Plateau, auf dem sich ein steinerner Schrein erhob.

„Da!“ Der Einsiedler zeigte auf den Altar. Auf der Oberfläche des Steines waren erhabene, in sich verschlungene Wellenlinien zu sehen. Sie waren teilweise von einer dunklen schleimigen Masse bedeckt. Über der heiligen Stätte hing eine seltsam bedrohliche Aura. „Das ist der Schrein Aquas. Aber er ist ...“

„... entweiht!“ wieherte einer der anwesenden Magier und deutete auf das bläuliche Sekret. Zusammen mit anderen Magiern machte er sich daran, die Substanz unter Murmeln und unter geheimnisvollen Gesten zu untersuchen.

„Es ist nicht magischen Ursprungs“, befand er schließlich, bestätigt durch das Nicken seiner Kollegen.

Das Bedauern in seiner Stimme ermutigte Malacenta, sich die Substanz ebenfalls genauer anzusehen. Ehe die Alchimistin näher ging, zog sie sich ein Tuch über Mund und Nase und einen ledernen Handschuh über die Hand.

Malacenta ging bei der Untersuchung äußerst gewissenhaft und sorgfältig vor und konnte am Ende feststellen, dass es sich dabei um etwas entfernt Alchemistisches handelte. Gerade als sie diese Erkenntnis ihren Gefährten mitteilte, hörten sie von jenseits des Altars ein leises Wimmern.

Angus griff seinen Kriegshammer fester – zu oft hatte man in seinem Heimatkloster mit erhobenem Zeigefinger Geschichten erzählt, in denen sich etwas scheinbar Harmloses – gleich einem Wolf im Schafspelz – als äußerst gefährlich herausgestellt hatte. Für einen Moment wünschte er, Uldvey nicht so leichtfertig fortgeschickt zu haben. Doch noch während Angus ein Stoßgebet zu Vorin schickte, brachen einige der anwesenden Krieger forsch durchs Unterholz hinter dem Schrein und kehrten kurz darauf mit einer Frau in ihrer Mitte zurück. Sie war mit bläulichen Schwären bedeckt und wankte benommen zwischen ihnen. Sofort war der Magier zur Stelle, der vorher bereits das Wort geführt hatte.

„Wer seid Ihr? Und was macht Ihr hier?“ Seine Worte klangen wie der Beginn eines Verhörs – so als gelte es, die Frau zu überführen, das Übel des Wasserschreins herbeigeführt zu haben.

„Ich habe mich versteckt“, wimmert die Frau leise.

„Habt Ihr gesehen, wer das hier getan hat?“ wollte ein anderer Magier wissen, ohne auf ihre Worte einzugehen.

Die Frau schüttelte den Kopf. „Es ist die Pestilenz!“ heulte sie. Sie spreizte die Finger von sich und man sah nun deutlich, dass auch ihre Hände von blauen Geschwüren bedeckt waren.

„Lasst die arme Frau!“ Malacenta drängte sich zu der Kranken hindurch. „Sie ist auch nur ein Opfer dieser schrecklichen Schändung.“

Die Kranke lächelte dankbar in ihrer Hilflosigkeit, während die Magier Malacenta mit bösen Blicken bedachten.

„Ach!“ Der Wortführende fixierte die Alchimistin. „Und was wisst IHR darüber?“

Malacenta ließ sich nicht einschüchtern. „Ich habe gestern Abend mit Angus“, dabei zeigt sie auf den Vorinspriester, der mit Falk und Tiniri etwas abseits stand, „im Bibliothekszelt in Pergamenten gelesen. Und darin stand auch etwas über die Pestilenz geschrieben.“

Diese Worte schienen die Anwesenden genügend zu überzeugen. Sie kamen überein, ins Lager zurückzukehren, um dort erneut die Schriften zu studieren und einen Weg zu finden, wie man sowohl der Kranken helfen, als auch den Schrein Aquas wieder weihen konnte.

Sie waren kaum im Lager angekommen und hatten die Schwerkranke in die Obhut zweier Hexenschwestern gegeben, als Uldvey und Mijaléjin zurückkehrten.

„Angus!“ Der Ordenskrieger stürzte auf seinen Schutzbefohlenen zu. „Ist alles in Ordnung mit dir?“

Im ersten Moment begriff der Angesprochene den Grund dieser Frage nicht. „Klar“, meinte er kurz, und ein kaum merklicher Unterton von Gereiztheit schwang in seiner Stimme. „Warum auch nicht?“

Uldvey ging nicht auf die Frage ein. Er war einfach nur erleichtert, dass Angus nichts geschehen war. Beinahe fiebrig schilderte er, was sie erlebt hatten. In seinen Worten loderte die Flamme Ignis, und man konnte schon jetzt ahnen, welch nachhaltigen Eindruck das Erlebte auf den Streiter Vorins gemacht hatte.

Angus hörte aufmerksam zu. Dann meinte er: „Auch wir haben einen Schrein entdeckt. Den Aqua-Schrein. Er ist verseucht ...“

„Die Pestilenz“, warf Falk ein.

„Genau“, bestätigte Angus. „Er muss gereinigt werden. Und deshalb werde ich gleich mit Mala noch einmal in den Schriften lesen. Vielleicht finden wir dort etwas über ein Gegenmittel.“

Tatsächlich kamen Malacenta und Angus in den Pergamenten einem Rezept auf die Spur, mit dem sich die Pestilenzkranke heilen ließe. Also befragte die Alchimistin den Einsiedler nach dem Standort gewisser nötiger Kräuter, und dieser gab ihr bereitwillig Auskunft. Er gab ihr darüber hinaus sogar noch weitere Hinweise, woraus man in diesen Landen nützliche Tränke brauen konnte.

Gerade hatten die Gefährten beschlossen, Malacenta auf ihrer Kräutersuche zu begleiten, als Kunde durch das Lager ging, man habe den Terra-Schrein gefunden. „Den sollten wir uns auch ansehen“, meinte Angus.

Malacenta nickte. „Auf dem Weg dorthin werde ich vielleicht auch schon einige der Kräuter finden.“

Der Schrein der Erde lag tief im Herzen des Waldes, auf einer sonnenüberfluteten Lichtung, überschattet von den Ästen eines alten Baumes.

„Seht nur!“ rief Tiniri aufgeregt und strich sich über die Efeuranken, die um ihre Stirn geschlungen waren. „Es ist ein sprechender Baum!“

Tatsächlich konnte man bei genauerem Hinsehen im Stamm des Baumes die Züge eines uralten Gesichts erkennen.

„Aber er sagt nichts“, gluckste Falk halb belustigt, halb enttäuscht.

Ob dieser Aussage verzog Tiniri das Gesicht und fixierte ihn mit einem langen Blick. „Bäume sprechen nicht pausenlos – und auch nicht zu jedem“, sagte sie spitz.

Während einige der Anwesenden den stummen, sprechenden Baum untersuchten, warteten wir etwas abseits. Es war Nachmittag und die Sonne brannte heiß. Eine der Seemannsfrauen war mit einem großen blauen Sonnenschirm ausgestattet und bot diesen gegen einige Münzen – und natürlich nur für eine gewisse Zeit – feil. Doch keiner der Umstehenden wollte ihr Angebot nutzen.

„Wir brauchen Magiebegabte, Geistliche oder einfach jemanden, der sich mit Natur auskennt“, rief jemand derer, die den Baum untersucht hatten.

Angus trat vor. „Ich will versuchen, zu meinem Gott Vorin zu sprechen. Denn Vorin ist in Allem – auch in diesem Baum.“

Die Umstehenden blickten Angus verständnislos an – vermutlich hatten sie noch nie etwas von Vorin gehört. Als Angus die geschlossenen Augen gen Himmel richtete und inständig ein Gebet sprach, hielten alle den Atem an.

Dann öffnete der Vorinspriester schließlich die Augen und schüttelte blass den Kopf. „Ich kann keine Verbindung aufnehmen. Es ist, als sei Vorin hinter einem dichten Nebelschleier verborgen.“

Ein bedauerndes Murmeln ging durch die Anwesenden.

„Vielleicht kann ich es versuchen“, sagte Tiniri vorsichtig, und es klang mehr nach einer fragenden Bitte als nach einer Forderung.

Angus nickte begeistert. „Eine gute Idee!“ Er senkte das Haupt und begann erneut zu beten. Andere Geistliche taten es ihm gleich und spendeten Tiniri Kraft. So wurde der Erdschrein gesegnet, und schließlich begann der alte Baum zu sprechen.

Es wäre wirklich zu einfach gewesen, hätte der Baum in verständlichen Worten zu uns gesprochen. Aber er stellte uns ein Rätsel. Es ging darin um ein Pflanzenwesen, dem man etwas zum Fraße vorwerfen sollte – ein Momoffel wie sich später herausstellte. Tatsächlich kamen kurz darauf ebensolche pelzigen, äußerst liebenswürdigen Tierchen zu uns ins Lager. Aber ob es tatsächlich jemanden gegeben hatte, der es übers Herz gebracht hatte, ein Momoffel zu opfern, erfuhren wir nicht – allerdings musste es wohl so gewesen sein, denn am Ende stand auch der Kristall des Erdschreins zur Verfügung.

Nachdem der sprechende Baum verstummt war, zerstreuten sich die Anwesenden. Die Gefährten begleiteten Malacenta auf der Suche nach Ingredienzien für ihren Heiltrank, und dabei führte sie der Weg scheinbar zufällig zum Ursprungsort ihres Bemühens.

Sie fanden den Wasserschrein so vor, wie sie ihn vorher verlassen hatten: zähe, blaue Masse bedeckte das heilige Aqua-Zeichen des Altars und war auch an Sträuchern und Gräsern in der näheren Umgebung auszumachen.

Einer plötzlichen Eingebung folgend hob Angus die Hand und auf einmal glomm eine blaue Flamme hinter dem Mittel- und Zeigefinger seiner rechten Hand.

„Vorins Heilige Flamme“, flüsterte er bewegt – so als habe er es selbst nicht mehr für möglich gehalten, dass sein Gott ihm in diesen Landen ein Zeichen seiner Macht schickte.

Mit der linken Hand schirmte Angus das Licht gegen Luftzug ab, als er sich auf den Altar zu bewegte. „Vorin ist in Allem“, sagte er voller Überzeugung, „ – auch in diesem Land.“

Ein Zischen ertönte, als der Vorinspriester die magische Flamme über die blaue Substanz gleiten ließ und sich diese, Blasen schlagend, schwarz färbte.

„Ich glaube, ich verstehe nun“, sagte er. „In diesem Land spricht Vorin durch die Elemente!“

Als Angus sein Werk vollbracht hatte, fuhr er mit der gewölbten linken Hand über die Finger der rechten, und die Flamme dahinter erlosch.

Malacenta trat zu ihm. „Es ist nur mit Rückständen verbrannt“, murmelte sie nachdenklich und zog ihren Lederhandschuh hervor.

„Wenn du nichts dagegen hast, Mala“, hob der Vorinspriester an.

Die Alchimistin schüttelte schnell den Kopf. „Nein, nein, Angus. Es wäre in der Tat besser, wenn ein Priester die Weihung durchführt.“ Malacenta gab Angus den Handschuh.

Er streifte ihn über und ging dann daran, die Überreste der dunklen Substanz vom Stein des Altars zu kratzen. Kaum hatte Angus das Schlimmste beseitigt, entfuhr ihm ein keuchender Schrei. Mit der linken Hand fasste er schmerzerfüllt um das Handgelenk der rechten. Seine Gefährten sprangen hinzu.

„Was ist passiert?“ rief Uldvey.

„Es brennt!“ keuchte Angus mit zusammengebissenen Zähnen.

Die Überreste der verbrannten Substanz hatten ein tiefes Loch in das dicke Leder des Alchimistenhandschuhs gefressen und auf Angus Haut eine schwelende Wunde hinterlassen.

„Wir müssen die Wunde auswaschen“, sagte Malacenta. „Schnell!“

Die Gefährten eilten den Weg zurück. Dieser fiel entlang der Schlucht zu ihrer Linken steil ab und mündete schließlich in einer Wegbiegung, die hinab zu einer Quelle führte. Dorthin brachte man Angus, um seine Wunde zu säubern.

Als Malacenta das Ergebnis begutachte, sagte sie zufrieden: „Ich bin kein Medicus, aber ich würde sagen, dass die Wunde bald verheilen wird.“ Sie fasste die Überreste des verätzten Handschuhs mit zwei Fingern. „Aber es wird besser sein, wenn wir jetzt schnell ins Lager zurückkehren, damit ich den Heiltrank gegen die Pestilenz brauen kann. Falls die Wunde doch schlimmer werden sollte, wird das nicht von Nachteil sein.“

„Die Ingredienzien müssen nun noch eine Weile kochen“, erklärte Malacenta ohne den Blick von der gläsernen Apparatur zu heben, die vor ihr auf dem Tischchen stand. Falk stand neben ihr, schien aber nicht wirklich zugehört zu haben. Malacenta war ihrerseits zu sehr in Gedanken, um die Nachlässigkeit ihres Schülers zu bemerken. Sie fuhr mit dem Finger über die Zeilen der Schriftrolle, um noch einmal Mengen, Zutaten und Verarbeitung durchzugehen, als ihr auffiel, dass noch etwas Wichtiges fehlte. „Man braucht etwas Wertvolles, um den Brauvorgang abzuschließen!“

Als keine Antwort kam, blickte die Alchimistin auf und sah, dass Falk sehnsüchtig zu den Varen hinüberschaute, die – ihre Trinkhörner in den Händen haltend – etwas abseits standen und mit einem Gelehrten sprachen.

„Falk! Hat er gehört, was ich gesagt habe?!“ Malacenta funkelte ihren Schüler ärgerlich an, fügte dann aber milde hinzu: „Nun geh’ schon hinüber, Falk und frage, ob jemand ein Schmuckstück hat.“ Und als ahtne sie bereits, dass ihr Schüler ihr gerade nicht zugehört hatte, fügte sie hinzu: „Ich brauche ein Schmuckstück – etwas Wertvolles zur Vollendung des Heiltrankes.“

„Dann müssen wir so schnell wie möglich zum Altar zurück!“ sagte Uldvey in dem Moment, als Falk hinzukam.

„Hat jemand von euch ein Schmuckstück?“ warf dieser – allerdings ohne besonderen Nachdruck in die Runde – ohne eine Antwort zu erhalten.

Uldvey eilte zum Zelt, um seine Schwerter zu holen, während sich Angus von dem fremden Gelehrten noch einmal versichern ließ, dass sie durch die Befreiung des Wasserschreins vom Übel der Pestilenz einen Kristall hätten freisetzen müssen. „Uldvey hat Recht“, sagte Mijaléjin. „Wir müssen noch einmal zurück zum Schrein, um den Kristall zu bergen.“

„Ich komme mit!“ pflichtete Angus bei. Mit der unversehrten Hand griff er nach einem Schild mit dem Wappen der Varen, dem Vorinsrad. „Die verätzte Hand tut zwar noch weh, aber den Schild hier kann ich prima halten.“

„Aber was ist mit dem Schmuckstück?“ versuchte es Falk noch einmal.

„Darum geht es jetzt doch gar nicht“, knurrte Uldvey ungehalten und stapfte voraus. Angus beeilte sich, dem Ordenskrieger zu folgen.

Mijaléjin nickte Falk zu. „Dieser Kristall ist wichtig“, sagte sie verzeihend. „Es wird sich hier im Lager schon jemand anderes finden, der ein Schmuckstück besitzt.“ Falk warf einen zögerlichen Blick hinüber zu seiner Lehrmeisterin, die gedankenversunken über ihren brodelnden Apparaturen saß. Dann zuckte er die Schultern und nickte. Wenn die Elfe sagte, dass sich jemand anderes im Lager finden würde, der ein Schmuckstück besaß und gleichzeitig der Kristall von solcher Bedeutung war, dann würde er sich auch ebenso gut um dessen Bergung kümmern können, dachte Falk und beeilte sich, zu seinen Gefährten aufzuschließen.

Und tatsächlich konnte Malacenta auch ohne Falks Hilfe den Trank binnen kurzer Zeit fertig stellen. Jedoch war es keine Edelfrau und auch keine hoher Herr, der ihr ein Schmuckstück zur Verfügung stellte. Es war Tryck, der grimmige Krieger, der am Ignis-Schrein den Feuerelementar bezwungen hatte, der einen Bergkristall, den er an einem Lederband um den Hals trug, opferte.

Die Gefährten ließen die Weggabelung an der Quelle hinter sich und eilten schnellen Schrittes den Pfad hinauf, der am Abgrund entlang zum Felsplateau hinaufführte.

Angus keuchte. Es war trotz der Nachmittagszeit noch immer heiß und der Trageriemen des Schildes schnitt in seinen Unterarm. Mijaléjin ging leichtfüßig neben dem Priester, und Angus war versucht, im Stillen darüber zu fluchen, dass den Elben nie etwas schwer zu fallen schien.

Plötzlich blieb Uldvey, der voran gegangen war, abrupt stehen.

„Bei Vorin!“ keuchte er. Und als die anderen aufblickten und am Ende des Weges den Wasserschrein liegen sahen, wussten sie, dass es kein Ausruf der Erschöpfung, sondern der Bestürzung gewesen war. Auf dem Schrein Aquas lag ein faustgroßer weißer Edelstein und einige Schritte daneben saßen auf einer kleinen Anhöhe ein Ork und eine Goblinfrau.

„Bei Vorin!“ wiederholte Angus grimmig die Worte des Ordenskriegers.

Die beiden grünen Gestalten machten keine Anzeichen, als wollten sie unmittelbar zu den Waffen greifen, und so gingen die Gefährten langsam näher.

„Wenn ihr sie ablenkt, kann ich den Kristall in Sicherheit bringen“, flüsterte Mijaléjin dem Vorinspriester zu.

Dieser überlegte einen Moment, um die Bedeutung des Gesagten zu begreifen: eine Elbin, die vorschlug einen Kristall zu stehlen! Angesichts dieses Gedankens musste Angus schmunzeln. Dann nickte er ernst und fasste seinen Schild fester.

Uldvey und Falk waren nun nah genug heran und begannen sofort – getreu dem Motto: Wer redet, kann nicht gleichzeitig kämpfen – den Ork und die Goblinfrau in ein Gespräch zu verwickeln.

Angus warf Mijaléjin einen kurzen, viel sagenden Blick zu und legte seinen Schild dann – scheinbar zufällig – so ab, dass er zwischen die Grünhäute und den Kristall zu liegen kam. Dann gesellte er sich zwanglos zu Uldvey und Falk, um sich am Gespräch zu beteiligen.

Mijaléjin blieb neben dem Schild stehen, tat so, als beobachte sie die Umgebung. Vom Gespräch der Varen mit dem Ork bekam sie nur wenig mit, denn die Elbenkriegerin suchte fieberhaft nach einer schnellen Rückzugsmöglichkeit, sobald sie den Kristall in ihren Besitz gebracht haben würde. Doch dann blieb ihr keine Zeit mehr.

Malacenta kam den Berg herauf. „Ich habe den Trank gebraut, meine Freunde!“ rief sie überschwänglich. „Aber dann überkam mich ein so zwingendes Verlangen, zu diesem Schrein zu kommen. – So, als gäbe es hier etwas sehr Wertvolles ...“

Mijaléjin sah, wie Angus bestürzt die Augen aufriss und versuchte, die Alchimistin mit einer beschwichtigenden Geste zu bremsen. Offenbar fürchte er, sie könne mit ihren Worten die Aufmerksamkeit des Orks auf den Kristall lenken, den zu verbergen sie sich so viel Mühe gegeben hatten.

Jetzt war es höchste Zeit zu handeln. Mijaléjin bückte sich schnell, griff den Kristall, verbarg ihn im weiten Futter ihres Hemdsärmels und war dann mit einem Satz über die Böschung, den Abhang hinunter verschwunden.

Angus hielt den Atem an, als er hinter sich Kieselsteine den Hang hinunterrollen hörte. Er schickte ein Stoßgebet zu Vorin, er möge Mijaléjin heil unten an- und dann entkommen lassen. Als er sich schließlich umdrehte, sah Angus die Elbin bereits flink die andere Seite der Schlucht hinaufklettern, und schließlich zwischen den Bäumen verschwinden. Ihr Vorhaben war geglückt.

Tatsächlich stellten wir fest, dass es sich bei dem Ork und der Gobbo um recht umgängliche Artgenossen handelte, denen das Schwarze Eis wohl auch nicht besonders behagte. Am Ende unseres Wortwechsels – Varen für Völkerverständigung! – waren sie sogar bereit, mit uns zum Lager zu kommen und den Kristall gegen ein Bier einzutauschen. Umso größer war dann ihre Verwunderung, als sie sahen, dass der Kristall bereits verschwunden war. Wir beeilten uns, ihnen nun ein Bier zum Trost anzubieten – und auch darauf ließen sie sich bereitwillig ein. Bis heute sind wir davon überzeugt, dass die beiden nie mit Sicherheit haben sagen können, wie der Kristall letztendlich den Weg ins Lager gefunden hatte.

Mijaléjin hatte den Kristall schon längst im Zelt in Sicherheit gebracht, als ihre Gefährten in Begleitung des Orks und der Goblinfrau im Lager eintrafen. Die Elbenkriegerin ging beiden aus dem Weg – nicht nur, weil sie diese Art Geschöpfe nicht mochte, sondern mehr noch, weil sie es vermeiden wollte, wegen ihres plötzlichen Verschwindens am Wasserschrein zur Rede gestellt zu werden.

Während die Varen mit den Grünhäuten Bier tranken, stand Mjaléjin etwas abseits ihres Lagerplatzes. Dort wurde sie hinter vorgehaltener Hand von einer Frau nach dem Kristall befragt.

Die Elbenkriegerin warf einen prüfenden Blick über die Schulter, um sicher zu gehen, dass der Ork und die Goblinfrau nicht mithörten und sagte dann: „Ja, ich habe den Kristall.“

Die Frau nickte ernst und zeigte auf eine Hütte am Eingang des Lagers. „Gut. Die Kristallträger werden sich bei Einbruch der Nacht dort drüben zusammenfinden.“

„Sind unter euch Krieger, die bereit wären, uns zu begleiten?“ Die Stimme des Streitmanns klang matt, so als habe er schon an verschiedenen Lagerfeuern um Hilfe gebeten, aber bislang keine erhalten.

Uldvey stellte seine Essschale bei Seite. Angus griff nach seinem Methorn. „Was gibt es denn zu tun?“

Der Mann deutete hinter sich. „Auf der anderen Seite des Waldes gibt es ein Lager, das wir aufsuchen wollen.“

„Ein Lager?“ Mijaléjin legte die Stirn kraus. „Von wem? Warum hörten wir davon bislang noch nichts?“

Der Mann zuckte die Schultern. „Es ist ein Forscherlager, heißt es. Sie graben in der Erde nach Artefakten und Überresten aus alten Zeiten.“

„Forscher?“ murmelte Angus und warf Falk, der ihm gegenüber saß, einen Blick zu. Dieser grinste. „Eher Grabräuber, was?“

Der Streitmann überhörte den Einwand geflissentlich und fuhr stattdessen fort: „Ihre Erkenntnisse könnten wichtig für unsere Angelegenheiten sein – oder auch nur eine Bereicherung für die Bibliothek der Nyame.“

„Doch ist die Nacht dunkel und der Wald voller Gefahren“, warf die Elbenkriegerin ein.

„Genau aus diesem Grund benötigen wir eure Hilfe!“ schnaubte der Mann, erzürnt von Mijaléjins elbischer Ruhe.

Mijaléjin lächelte angesichts der Ungeduld des Sterblichen. Sie warf einen Blick hinüber zur Hütte, die ihr als Treffpunkt für die Kristallträger genannt worden war. Da dort jedoch noch nichts von einer Zusammenkunft zu sehen war, erhob sie sich und griff nach ihrer Klinge. Uldvey, Falk und Angus taten einvernehmlich das Gleiche.

„Ich bin noch mit dem Brauen verschiedener Tränke beschäftigt“, sagte Mala. „Ich werde hier im Lager bleiben.“

Sie waren den Weg noch nie zuvor gegangen. Er führte schnurgerade in den Wald, und da sie nur spärlich mit Lampen ausgestattet waren, auch geradewegs in die Dunkelheit. Der Pfad war schmal und abschüssig zu beiden Seiten.

Er erinnerte Angus an einen Damm. So wie der, der längs der Küste vor seinem Heimatdort verlief. Dem Vorinspriester wurde plötzlich bewusst, dass er in der Fremde und weit weg von den sicheren Mauern seines Klosters war. Ehe ihm wehmütig werden konnte, begann Angus ein Gespräch mit dem Mann, der neben ihm ging. Uldvey und Falk fielen mit ein.

Es waren kaum ein dutzend Männer, die dem Aufruf gefolgt waren.

Immerhin sind es zumeist Krieger, dachte Mijaléjin und fühlte sich leidlich sicher. Noch sicherer hätte sie sich allerdings gefühlt, wenn die Sterblichen weniger lärmend und schwatzend durch den Wald gezogen wären. Die Elbenkriegerin ließ sich einige Schritte zurückfallen und versuchte angestrengt etwas in der Finsternis des Waldes zu erkennen.

Plötzlich gab es vorn Tumult und Schreie. Mijaléjin drehte sich hastig um, doch hinter ihr war nichts. Sie griff ihre Klinge fester und schloss eilig zu den anderen auf, die auseinander gestoben waren und auf etwas in ihrer Mitte einschlugen. Beinahe panisch war diese Reaktion, denn der Angriff der weißgesichtigen, hohlwangigen Gestalten war überraschend in die Plauderei der Männer gefahren, und der Weg war schmal und es gab durch den Graben auf beiden Seiten keine Möglichkeit auszuweichen.

Die geifernden, in Lumpen gehüllten Angreifer wurden schnell nieder gemacht. Aber als Mijaléjin einige der Männer des Trupps bewegungslos am Boden liegen sah, zitterte sie innerlich vor Wut über die Unachtsamkeit der Sterblichen.

„Uldvey!“ rief sie. „Angus! Falk! Seid ihr wohlauf?“

Die Elbenkriegerin erkannte Uldvey, der über jemandem am Boden kniete. Es war Angus. „Was ist geschehen? Uldvey! Was ist passiert?“

Der Ordenskrieger legte dem Priester prüfend die Hand auf die Stirn, schüttelte ihn dann vorsichtig an der Schulter.

„Er ist nicht bei Bewusstsein!“ presste er hervor.

Nun wurden ringsherum Rufe nach Heilern laut. Mijaléjin blickte um sich und las Ratlosigkeit in den Gesten der Männer. Es waren keine Heiler unter ihnen. Die Elbenkriegerin zögerte, selbst loszulaufen, um Hilfe zu holen. Sie wollte ihre Gefährten nicht allein lassen. Zwei Krieger verschwanden in diesem Moment gen Lager in der Dunkelheit.

„Wir können hier nicht bleiben!“ sagte Mijaléjin eindringlich. „Hier ist es zu gefährlich.“

Jemand stellte eine Laterne neben Angus auf den Boden und begann den Vorinspriester zu untersuchen. „Untote“, murmelte er dabei. „... sie waren pestilenzverseucht ...“

Es verging einige Zeit. Geräusche kamen aus dem Wald. Mijaléjin fuhr auf und lauschte. Gestalten kamen forschen Schrittes den Weg entlang. Es waren jene, die vorher ins Lager aufgebrochen waren. Malacenta war bei ihnen.

„Was ist denn geschehen?“ wollte die Alchimistin kopfschüttelnd wissen, als sie die Gruppe erreicht hatte.

Da stand der Untote plötzlich neben ihnen. Zischend und Zähne fletschend griff er mit seinen fauligen Fingern um sich. Uldvey stürzte zur Seite und hieb ihm sein Schwert in die Seite.

Malacenta fuhr erschrocken herum. Doch in diesem Moment spürte sie schon die Lähmung, die ihrem Rücken hinunter kroch. Einen Augenblick später sank die Alchimistin so wie andere vor ihr bewusstlos zu Boden.

Nun rannte Mijaléjin. Im Laufen rief sie Uldvey noch ein kurzes „Ich eile zum Lager, hole Hilfe ...“ zu, dann war sie bereits in der Dunkelheit verschwunden.

Das Lager war wie ausgestorben. Selbst die Seeleute hielten sich mit Trinken und lauten Rufen zurück. Vielleicht war ihnen aber auch nur der Rum ausgegangen. Mijaléjin eilte von einem Zelt zum anderen und fragte nach einem Heiler. Beim dritten Versuch hatte sie erst Erfolg.

„Ja, es ist eine Heilerin unter uns“, brummte der Mann und zeigte gähnend auf das Zelt hinter sich. „Sie schläft aber schon.“

Mijaléjin schüttelte den Kopf. „Wie könnt ihr schlafen, während andere für euch ihr Leben riskieren?“ rief sie aufgebracht und machte auf dem Absatz kehrt.

Die Elbenkriegerin hatte gerade den Rand des Lagers erreicht, um enttäuscht und unverrichteter Dinge zu ihren Gefährten zurückzukehren, als sie hinter sich schnelle Schritte hörte.

„Wartet“, rief eine atemlose Frauenstimme. „So wartet doch!“

Mijaléjin drehte sich um und schaute in das fahle Gesicht einer Frau, die sich beeilte zu ihr aufzuschließen, und die im Laufen noch ihre Kleider zurechtrückte. „Ich kann doch nicht schlafen, wenn es etwas zu tun gibt“, keuchte sie, als sie die Elbenkriegerin erreicht hatte.

Ein Lächeln glitt über Mijaléjins elbische Züge. Doch statt der Heilerin zu danken, nickte sie nur ernst – so als habe die Sterbliche gerade einen zuvor begangenen Fehler nur leidlich ausgemerzt.

„Kommt“, sagte die Elbenkriegerin. „Wir müssen uns beeilen!“

Als Mijaléjin und die Heilerin die Gruppe erreichten, waren die Bewusstlosen bereits wieder auf den Beinen. Dennoch gab es einiges zu tun, denn unter den Kriegern waren mehrere im Gefecht mit den Untoten verletzt worden.

Mijaléjin überließ die Heilerin ihrer Arbeit und hielt nach ihren Gefährten Ausschau.

„Es geht uns schon wieder besser“, sagte Angus schwach.

Uldvey half dem Vorinspriester auf die Beine.

„Aber leider gibt es keinen allgemeinen Heiltrank gegen die Pestilenz“, fügte er hinzu und deutete auf Malacenta.

Diese nickte und hielt zur Bekräftigung eine kleine Glasflasche zwischen Daumen und Zeigefinger in die Runde. Darin befand sich der winzige Rest einer goldgelben Flüssigkeit.

„Der Heiltrank, den ich gebraut habe, konnte zwar der Pestilenz-Kranken helfen, scheint aber hier nicht viel auszurichten“, sagte Malacenta nachdenklich. Mijaléjin nickte ernst. „Ich bin dennoch froh, dass es euch beiden wieder besser geht.“

Langsam gingen sie zum Lager zurück.

Die eigenartig blau schimmernde Haut der Frau hatte wohl nichts mit ihrer Krankheit zu tun, dachte Angus, als er die Gestalt im Halbdunkel musterte. Der Vorinspriester war – wie einige andere auch – einem flehenden Rufen gefolgt, das ihn, am Lagerfeuer sitzend, in Gedanken erreicht hatte. Nun befanden sie sich in der Enge einer spärlich beleuchteten Behausung, vor dem Lager einer krank danieder liegenden Frau.

„Ihr müsst unbedingt aufhören, die Altäre zu weihen!“ rief sie und sank dann ermattet zurück auf ihr Lager.

„Wer ist sie?“ flüsterte jemand leise neben Angus und dieser dachte, dass er das auch gern wüsste.

„Wenn ihr nicht einhaltet“, fuhr die Frau, von neuer Kraft erfüllt, fort, „werden die Verfemten weiter an Macht gewinnen. ... Sagt es den Kriegern und sagt es den Weisen. Sagt ihnen, sie sollen einhalten!“

Murmeln und Flüstern wallte unter den Anwesenden auf. Bestürzung, aber auch Verwunderung klang in ihren Stimmen.

„War denn alles falsch, was wir bisher getan haben?“ fragte jemand.

„Das kann doch nicht sein!“ sagte ein anderer.

Die Frau strich sich eine Strähne ihrer grünblauen Haare aus dem Gesicht und seufzte. Ihre Haut erinnerte Angus auf einmal an die Oberfläche eines Tümpels. Da begriff er, dass diese Frau ein Wasserelementar war.

„Die Verfemten versuchen mit aller Gewalt, die Macht an sich zu reißen“, hob die Elementarfrau erneut an, ohne auf die verwirrten Fragen der Anwesenden einzugehen. „Nur wegen ihnen bin ich krank ... Helft mir! ... Hört auf, die Altare zu weihen, damit sie nicht noch mehr an Macht gewinnen!“

Eine Pause trat ein.

„Wir werden alles tun, um Euch zu helfen“, sagte nun einer der Anwesenden mit offenbar erzwungen ruhiger Stimme.

Dann verließen die Anwesenden – wie auf ein stummes Zeichen hin – gemeinsam die Hütte der Elementarfrau. Kaum hatten sie den Nachthimmel über sich, entbrannte auch schon eine hitzige Debatte über die Bedeutung des Gehörten.

„Das macht doch keinen Sinn!“ sagte einer, der offensichtlich wie Angus ein Geistlicher war.

„Stimmt“, pflichtete ihm der Vorinspriester bei. „Also, ich würde sagen, dass die Verfemten durch die Elementarfrau sprechen – immerhin hat sie ja zugegeben, dass sie sie krank gemacht haben.“

Zustimmendes Nicken war in der Runde zu sehen.

„Sicher“, unterstützte jemand die These. „Das würde auch erklären, warum sie versucht hat, es uns auszureden.“

„Aber was ist, wenn sie doch recht hat?“ warf eine zierliche, in blau gewandete Elbenfrau ein. „Was ist, wenn wir blind dem Augenscheinlichen folgen und dabei das Unwahrscheinliche außer Acht lassen?“

Der Geistliche schüttelte den Kopf. Ob er das, was die Elbenfrau gesagt hatte, nicht verstanden hatte oder einfach einer anderen Meinung war, war dieser Geste nicht zu entnehmen.

Ein Magier, der neben ihm stand, verzog das Gesicht. „Diese Annahme würde aber bedeuten, dass wir die Verfemten durch das Weihen der Schreine bisher schon gestärkt haben.“

„Ja“, griff ein anderer den Gedanken auf. „Hat jemand bemerkt, dass sie seitdem stärker geworden sind? ... hat jemand grundsätzlich eine Verschlimmerung bemerkt?“ Keiner der Anwesenden konnte von eine negativen Auswirkung der Schrein-Weihungen berichten, und auch das Ausmaß der Angriffe war nicht heftiger als am Tag ihrer Ankunft.

„Also ist es genau das Richtige, was wir tun“, stellte eine der Anwesenden energisch fest.

„Dann lasst uns unsere Aufgabe vollenden“, sagte die blau gewandete Elbenfrau bestimmt. „Lasst uns die Kristallträger zusammenrufen und das Begonnene beenden.“

Ein langer Fackelzug bewegte sich durch die Schwärze des Waldes. Das ganze Lager hatte sich in Bewegung gesetzt.

Mit klammen Fingern hielt Mijaléjin den Kristall unter den weiten Ärmeln ihres Gewandes verborgen. In Gedanken ging sie noch einmal die Worte durch, die man ihr aufgetragen hatte, beim Ritual zu sprechen.

„Ich trage nie wieder ein Fackel“, schimpfte Tiniri, die neben ihr ging. „Ich sehe mit ihr weniger als ohne. Diese Flamme blendet!“

Mijaléjin nickte. Sie spürte Gefahr.

Der Altar hatte Ähnlichkeit mit dem Sockel einer großen Säule. Auf seiner Deckfläche waren im Kreis fünf farbige Scheiben in den Stein eingelassen. Jede hatte die Größe eines Handtellers.

Mijaléjin stand mit den anderen vier Kristallträgern nahe beim Schrein. Sie besprachen leise den Ablauf der Zeremonie. Die Nacht war ruhig und der Wald friedlich. Und doch lag greifbare Spannung in der Luft. Geschäftig wurden Vorkehrungen für den Fall getroffen, dass jemand versuchen würde, das Ritual zu stören. Eine Magierin zog einen Schutzkreis um Altar und Kristallträger. Die Übrigen postierten sich im Kreis Seite an Seite um die Ritualstätte – die Krieger mit gezogenen Waffen in einem äußeren Ring, die Heiler und Magier mit Lampen und Fackeln dahinter.

Die Kristallträger knieten um den Schrein herum nieder. Ein jeder zog den Edelstein hervor, der ihm anvertraut worden war.

In diesem Moment begann der Sturm. Die Diener der Verfemten brachen aus dem Dunkel hervor. Blanke Waffen schlugen klirrend aufeinander, Hiebe wurden dumpf mit Schilden pariert, Schreie mischten sich darunter.

Das Ritual begann ungestört im Schutz des Bannkreises. Der erste Kristallträger, ein zurückhaltender Geistlicher, erhob sich. Mit sicherer Stimme sprach er die Verse seines Elements. Als er geendet hatte, legte er den Edelstein behutsam auf eine der glimmenden Scheiben auf der Oberfläche des Altars. Unmittelbar fing dieser an, gleißend zu leuchten.

So wurde nach und nach die Kraft eines jeden Elements freigesetzt. Die Luft innerhalb des Schutzkreises flirrte, und die Aura der magischen Stätte wurde mit jedem belebten Element dichter. Die Kristallträger hatten Mühe zu atmen.

Als alle Steine eingesetzt waren, herrschte einen Augenblick lang Stille. Mijaléjin war es, als ließe die freigesetzte Kraft auf einmal kaum merklich nach.

In diesem Moment begannen zwei der Kristallträger, nämlich die Ignis-Priesterin und ein streng gekleideter Magier, ohne zu zögern mit dem inständigen Rezitieren von Psalmen.

Da begriff Mijaléjin plötzlich, dass sie keine Ahnung von der Beschaffenheit sterblicher Magie hatte. Binnen Augenblicken wurde ihr aber klar, dass das Ritual mit dem Einsetzen der Steine erst seinen Anfang genommen hatte. Der Erfolg ihrer Bemühungen war längst noch nicht besiegelt.

Die anderen beiden Kristallträger fielen nun ebenfalls ins Zwiegespräch mit den ihnen anvertrauten Elementen, und da Mijaléjin den Kristall des Wasserschreins eingesetzt hatte, machte sie eine Zeile eines alten elbischen Verses zu ihrem Wahlspruch.

„Im duin. Sirion – râd na nen.“ – Ich bin der Strom. Es fließt in mir – Weg des Wassers, wiederholte die Elbenkriegerin immer wieder, bis sie nur noch das Rauschen von Stromschnellen wahrnahm, die sie mit sich hinfort trugen.

Dann war es plötzlich vorüber. Die verdichtete Macht innerhalb des Schutzkreises brach wie eine Flutwelle nach außen und verflüchtigte sich binnen weniger Momente. Auf dem Altar blieb unter jedem der Kristalle nur ein schwaches Leuchten zurück.

Mit der Intensität eines Donnerschlags wurde Mijaléjin zurück in die Wirklichkeit geschleudert. Erstaunt nahm sie wahr, dass ihr Atem schwer ging und sie sich matt und ausgelaugt fühlte. Den anderen Kristallträgern schien es ebenso zu gehen.

Und nun sahen die fünf auch das Ausmaß der Schlacht, die während des Rituals um sie herum getobt, und von der sie dank der Schutzbarriere nichts bemerkt hatten. Fackeln lagen verstreut am Boden, Verletzte schrieen, viele liefen umher und suchten nach ihren Gefährten, die sie im Tumult des Kampfes verloren hatten.

Da entdeckte Mijaléjin Uldvey, der auf sie zueilte. Seine Klinge war schwarz vom Blut der Feinde. „Ist es geglückt?“ wollte der Ordenskrieger wissen.

Mijaléjin lächelte zögerlich. Sie wusste es nicht.

„Sie sind am Feuerschrein!“ brüllte plötzlich jemand.

Die Ignis-Priesterin stürzte an ihnen vorüber auf den Boten zu.

„Schnell!“, kreischte sie schrill und ruderte mit den Armen, um die Umstehenden dazu zu bewegen, ihr zu folgen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sie den Schrein erneut entweihen!“

Die kreischende Frauenstimme tat Mijaléjin in den Ohren weh.

Einige Krieger gescharten sich um den Boten und die Ignis-Priesterin.

„Wir brauchen noch mehr Männer!“ rief der Bote noch immer atemlos. Offenbar war er den Weg vom Ignis-Schrein bis hierher so schnell gerannt, wie er nur eben konnte. Das sprach für die Dringlichkeit seines Anliegens.

Uldvey griff seine beiden Schwerter fester. „Kommt!“ spornte er seine Gefährten an. „Mia und ich haben schon einmal beim Ignis-Schrein gekämpft. Wir werden die Flamme noch einmal spüren und wir werden siegen!“

Sie waren hoffnungslos in der Unterzahl. Und sie waren – ganz im Gegensatz zum Schwarzen Eis – ein erbärmlich unorganisierter Haufen.

„Schildreihe!“ brüllte der Anführer des Schwarzen Eises und die finsteren Krieger formierten sich augenblicklich zu einem schwarz-blauen Bollwerk.

„Vorrücken!“ kam das nächste Kommando und die Front der Gegner brach krachend durch ihre Reihen.

Hilflos musste Uldvey mit ansehen, wie Angus neben ihm zu Boden ging. Er wurde von der im Gleichschritt vorrückenden Streitmacht des Gegners zurückgedrängt und hatte keine Möglichkeit, den Freund aus der Gefahr zu ziehen.

„Zusammenbleiben!“ brüllte jemand hinter ihm, aber Uldvey stellte schockiert fest, dass sich durch den Ruf nichts an ihrer Aufstellung änderte. Plötzlich begriff er, dass ihr Schicksal an einem seidenen Faden hing. Wut über die Unfähigkeit seiner eigenen Leute und die, im Gegensatz dazu perfekte Organisation des Gegners stieg in ihm auf. Uldveys Schwerthiebe wurden erbitterter. Er streckte einen Gegner nieder, eilte dann einem Mitstreiter zu Hilfe.

Sie rissen eine Presche in die Front der Angreifer. Dadurch wurde der Blick auf den dahinter liegenden Ignis-Schrein frei. Dort waren Priester des Schwarzen Eises dabei, einen Ritualkreis zu beschwören.

Bestürzt erkannte Uldvey zwischen zwei Schwertstreichen, dass man seine verwundeten oder bewusstlosen Mitstreiter genau dorthin zerrte. Ihm blieb keine Zeit, weiter über die Bedeutung dessen nachzudenken, was er sah. Reflexartig parierte der Ordenskrieger den Hieb eines Kriegshammers – eines Kriegshammers, den er kannte – und blickte in die glasigen Augen seines Freundes Angus.

Der Schock ließ Uldvey einen Moment lang innehalten. Sofort spürte er den brennenden Schmerz einer Klinge des Schwarzen Eises. Zwei seiner Mitstreiter drängten Uldvey zur Seite und nahmen seinen Platz in der vorderen Schlachtreihe ein. Die Abenteurer bäumten sich zum letzten verzweifelten Gegenschlag auf.

Als Angus zu Bewusstsein kam, hämmerte ein dumpfer Schmerz hinter seiner Stirn. Er schlug die Augen auf und sah in einen schwarzen Nachthimmel. Das Gesicht eines bärtigen Mannes kam in sein Blickfeld. Er kannte ihn.

„Uldvey ...“, krächzte Angus und wollte sich aufrichten. Schmerz durchfuhr ihn, als würde er just in diesem Moment in tausend Stücke gehackt. Da blieb er lieber liegen und rührte sich nicht.

Kurz darauf kam ein Heiler und versorgte Angus’ Wunden. Der Schmerz ließ etwas nach, und der Vorinspriester hob den Kopf. Falk lag neben ihm. Ein Stück weiter lag Malacenta. Beide waren bewusstlos.

Angus’ Blick irrte suchend umher. Der Kampf war vorüber, begriff er. Verwundete lagen herum, wurden von Heilern versorgt oder von Gefährten auf die Beine gehievt.

In einiger Entfernung sah Angus Mijaléjin rastlos über das Schlachtfeld streifen. „Was ist mit Tinini ...“, flüsterte der Vorinspriester.

Uldvey deutete hinter sich. „Sie ist dort oben.“

Angus drehte – nicht ohne Schmerzen –den Kopf und sah, dass am Waldrand noch etliche Verwundete mehr lagen. Es schien ihnen sehr schlecht zu gehen.

„Was ist denn bloß passiert?“ Angus stützte sich auf einen Ellenbogen. Langsam kehrten seine Kräfte zurück.

Uldvey hockte sich neben seinen Gefährten. „Sie haben alle Verwundeten und Bewusstlosen in einen Bannkreis gezerrt. ... Keine Ahnung, was die Priester vom Schwarzen Eis mit euch gemacht haben. Aber ihr habt gegen uns gekämpft – zumindest eine gewisse Zeit lang. ... Vorin sei dank, hat der Zauber – oder was auch immer das war – nach einiger Zeit wieder nachgelassen. Mala und Falk waren auch ...“

In diesem Moment fuhr Falk auf. Suchend griff er um sich. Als er nicht das zu fassen bekam, was er offenbar suchte, wurde er panisch.

„Ich ... muss kämpfen“, faselte er und versuchte auf die Beine zu kommen. „Ich ...“

Uldvey biss die Zähne zusammen und erhob sich, ging zu Falk und fasste ihn an der Schulter.

„Komm zu dir!“ sagte er eindringlich. Furcht schwang in seiner Stimme – wer wusste schon, was ein Beeinflussungszauber an dunklen Schatten im Geist zurückließ.

Mijaléjins Stimme war mild und fordernd zugleich; „Du musst nicht mehr kämpfen“, sagte die Elbenkriegerin, die unbemerkt zu ihren Gefährten getreten war. „Es ist nun vorüber.“

Nach der Großen Schlacht schleppten wir uns ins Lager zurück. Zum Glück hatte niemand von uns ernsthaften Schaden davon getragen. Auch diejenigen, die zeitweise auf Seiten des Feindes gekämpft hatten, waren wieder ganz sie selbst. Kaum dass wir im Lager angekommen waren, erfuhren wir auch schon, dass die Nyame erwacht war. Und davon konnten wir uns kurz darauf mit eigenen Augen überzeugen, denn sie ging von Lagerplatz zu Lagerplatz, um mit den Anwesenden zu sprechen und ihnen zu danken. Als sie an unser Feuer trat, waren wir schon dabei, uns bei Bier und Gesang von den Strapazen des Kampfes zu erholen. Und die Nyame des Westens zeigte wahrhaftige Größe, denn feierlich stimmte sie mit ein, als wir den Chorus des „Liedes von der Sauferei“ anstimmten. Wir alle sangen aus tiefster Überzeugung „Das ist ein schönes Leben!“

Die morgendliche Audienz der Nyame war vorüber und im Lager herrschte Aufbruchstimmung.

„Ihr verlasst Mythodea also auch?“ Angus war mit einem der Seemänner ins Gespräch gekommen.

„Sicher“, grinste der und nahm einen tiefen Schluck aus seiner Rumflasche.

„Würdet ihr uns mitnehmen?“ wollte der Vorinspriester wissen. „Dieses Land ist uns nicht gewogen ... ich kann hier keine Zwiesprache mit meinem Gott halten ... Ihr würdet uns wirklich einen großen Gefallen tun.“

„Sicher.“ Der Seemann nahm einen weiteren Schluck. „Wir nehmen euch mit.“ Er reichte Angus die Flasche. „Kommt, darauf trinken wir!“

Der Vorinspriester grinste und nahm die Flasche ohne zu zögern. Der Seemann hatte von einem Priester wohl eine andere Reaktion erwartet und quittierte Angus’ Reaktion mit anerkennendem Staunen.

„Trinkt, Freunde trinkt!“ lachte Angus und besiegelte damit die Abmachung.



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