Auf der „Excalibur II“

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„Das ist ja unglaublich!“ Mit aufgerissenen Augen starrten die Gefährten von der Kaimauer hinüber zur Anlegestelle. Das Schiff, das dort vor Anker lag, glich der Excalibur – jenem Schiff, mit dem sie dereinst vor der Küste Mythodeas gestrandet waren – wie ein Ei dem anderen.

„Unglaublich“, wiederholte Angus fasziniert.

„In der Tat“, pflichtete Mijaléjin bei. „Ich kann kein Detail erkennen, das verschieden wäre.“ Die Elbenkriegerin kniff die Augen zusammen. Dann lächelte sie. „Selbst der Name unterscheidet sich kaum. – Sie haben das Schiff Excalibur 2 getauft!“

„Dann lasst uns sehen, wohin die Excalibur 2 unterwegs ist!“ Kaum hatte Uldvey das gesagt, war er auch schon einige Schritte entfernt, auf dem Weg hinüber zur Anlegestelle.

Mala zuckte unbekümmert die Schultern „Nun denn, dem ungestümen Uldvey hinterher ...“

Schon am gleichen Abend nahmen die Gefährten ihr Abendessen im gemütlich schaukelnden Schiffsbauch ein. Sie saßen wie damals unter schwankenden Laternen an einer Holztafel unter Deck und ließen es sich schmecken.

Mit ihnen am Tisch saß eine grimmig dreinblickende junge Frau eigentümlichen Aussehens. Ihre schwarzen Haare waren auf dem Kopf zu einem Knoten gedreht, in dem zwei Holzstäbchen steckten. Flammend rote Strähnen rahmten ihr Gesicht ein. Als das Mahl aufgetischt wurde, zog sie die Stäbchen heraus und benutzte diese als Essbesteck. Als das ein anderer Mitreisender sah – ein bärbeißiger Krieger mit langen Haaren und struppigen Bart – brach er in schallendes Gelächter aus.

„Pah!“ Die exotische Frau machte mit den Stäbchen in der Hand eine flinke Handbewegung in Richtung des Lachers. Nur fingerbreit kamen die Spitzen vor seinen Augen zum Stehen. „Was soll das heißen?!“ zischte sie.

Schon während des Vorgangs waren Uldvey und Angus von ihren Stühlen aufgesprungen und hoben nun beschwichtigend die Hände.

„Bei Vorin, keine Streitereien, bitte!“ mahnte Angus und strich sich nervös über den Bart.

„Vorin?!“ Der bärbeißige Krieger horchte auf. Er ignorierte die Holzspitzen vor seinem Auge, genauso wie die junge Frau, die ihn feindselig taxierte. Ein breites Grinsen stand auf seinem Gesicht. „Landsleute!“ Er hob seinen Bierhumpen. „Ich bin Londrak. Trinkt, Freunde trinkt!“ Und noch ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er einen langen Zug.

„Mein Name ist Uldvey“, setzte der Ordenskrieger an und stelle dann der Reihe nach seine Gefährten vor und vergaß auch nicht zu erwähnen, dass Malacenta, die auch zu ihrer Reisegesellschaft gehörte, seekrank in ihrer Kajüte geblieben war. Als alle Namen genannt waren, fielen die Blicke erwartungsvoll auf die exotische Frau in ihrer Mitte.

„Thornes, die Hand ist mein Name“, sagte sie unbeeindruckt. „Aber mein Meister nannte mich Hiki-Te.“

„Nannte?“ Uldvey legte die Stirn in Falten. „Was ist passiert?“

„Es war die unsichtbare ... lautlose ... und absolut tödliche Gefahr“, Hiki-Te betonte jedes der Worte und ließ dazwischen kurze Pausen, sodass sich den Gefährten die Nackenhaare aufstellten, „der mein Meister zum Opfer fiel!“

Darauf wusste zunächst keiner etwas zu sagen und auch auf genaueres Nachfragen, war nicht mehr herauszufinden, als dass sich jeder unbedingt vor jenen finsteren Gesellen in Acht zu nehmen hatte.

Hiki-Tes Auftreten hatte sich mit dem Gesprächsthema schlagartig geändert. Während sie vorher grimmig und unnahbar gewirkt hatte, sah man ihr nun die Furcht und Gehetztheit förmlich an. Mijaléjin versuchte sie zu beruhigen: „Ich spüre hier an Bord keine Gefahr“, sagte sie. „Hier seid Ihr sicher.“

Hiki-Te wollte sich von den Worten der Elbenkriegerin nicht recht beruhigen lassen, ließ sich im Laufe des Abends dann aber doch von der unbeschwerten Heiterkeit der Varen anstecken. Spätestens als Angus „Das Lied von der Sauferei“ anstimmte, sang sie mit den anderen zusammen inbrünstig den Refrain „...das ist ein schönes Leben!...“

Und ein schönes Leben sollte es auch bleiben – zumindest so lange, wie die Gefährten an Bord waren, die Seeluft genießen, einander Geschichten erzählen, singen und trinken konnten. Besonders die Varen freuen sich darauf, dass sie nach der Überfahrt und nach der Reise durch Gründelschwinge auf der Burg Arn – denn Mijaléjin glaubte sich zu erinnern, dass sie vor vielen Jahren schon einmal von einer Burg mit diesem Namen gehört hatte – einen alten weisen Landsmann treffen würden.



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